REPLIK der Preisträger durch Peter Josef Kunz-von Gymnich
Drei berühmte Pianisten streiten sich, wer von ihnen der Größte sei.
Sagt der erste: “Mir bescheinigt die Presse immer wieder,
dass ich der größte Pianist sei.”
Meint der zweite: “Mir ist vor kurzem der liebe Gott erschienen und hat gesagt, dass ich der Größte
wäre.”
Darauf der dritte: “Was soll ich gesagt haben ?”
Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich fühle mich sehr geehrt, heute Abend als Vertreter der
Preisträger Dank sagen zu dürfen.
Das war gerade eben eine schöne Geschichte, finden Sie nicht?
Sie hat allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: haben Sie im „echten Leben“ schon einmal drei Pianisten zusammen
gesehen? Cellisten treffen sich alle 2 Jahre in großer Zahl zur Kronberg-Akademie, Pianisten messen sich - solo - alle 5 Jahre in Warschau beim Chopin-Wettbewerb, bei den
Gitarristen spielen Paco de Lucia, John McLaughlin und Al Di Meola zusammen eine gefeierte Welttournee, bei den Pianisten reicht es gerade noch zu ein bisschen Ruhm für Marek und Vacek. Nein, der
Pianist gilt als Einzelkämpfer, als Solist, ja, als Eigenbrötler, absolut von sich überzeugt und niemanden außer sich selbst gelten lassend.
Insofern wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn
mich Frau Lydia Gesenhus mit dem freundlichen Wunsch, ich solle weiter träumen, zur Tür hinaus gewiesen hätte, als ich ihr 1998 - als damaliger Leiterin des Offenbacher Kulturamtes - den
Vorschlag unterbreitete, 1999 zu Frederic Chopins 150. Todestag einen Konzertabend ausschließlich mit Werken Chopins zu veranstalten und dazu gleich weitere sieben Offenbacher Pianistinnen
und Pianisten einzuladen.
Und genau mit dem Blick auf diese Erinnerung ist unser erster Dank angebracht, denn sie traf aus heutiger Sicht eine wegweisende Entscheidung:
sie ließ mir völlig freie Hand, stellte mir ein Budget zur Verfügung und wartete ansonsten ab, was sich aus meiner Aktion entwickeln würde.
Bei der Kollegin und bei den Kollegen stieß ich mit meinem Vorhaben auf offene Ohren und große Bereitschaft, an dem Konzert
mitzuwirken; hat doch zum Thema Chopin jeder Pianist etwas beizutragen.
Dem Chopin-Konzert war ein guter Erfolg beschieden, aber nur einem weiteren Zufall der Musikgeschichte verdanken wir es,
dass sich die Gelegenheit bot, die Idee fortzuführen: da Chopin 99 Jahre nach Bach starb, folgt nach jedem Jahr, in dem sich Chopin Todestag mit einer „runden Zahl“ jährt, ein Jahr, in dem
sich Johann Sebastian Bachs Todestag ebenfalls mit einer Jubiläumszahl jährt. Von dieser Erkenntnis bis zur Planung eines weiteren Konzertes zu Ehren Johann Sebastian Bachs im
Jahr 2000 war es nur noch ein kurzer Schritt.
Auch das Bach-Konzert fand rege Zustimmung. Lob und Dank des Publikums waren mit der Anregung verbunden, nach den beiden
bisherigen Konzerten weiter zu machen und eine Reihe entstehen zu lassen.
Diese Idee fand beim Kulturamt und bei den Pianisten rege Zustimmung. Da nicht jedes Jahr ein Komponistenjubiläum ansteht,
beschlossen wir, uns musikalischen Themen zuzuwenden.
Herr Ackermann hat dazu ja in seiner Laudatio ausführlich berichtet.
Aber natürlich lässt sich dauerhafter Erfolg nicht planen, da müssen viele glückliche Zufälle helfen. Einem solchen Zufall haben
wir es zu verdanken, dass Olaf Joksch, der dem Projekt zunächst sehr zurückhaltend gegenüberstand, gewonnen werden konnte. Im Jahr 2001 nämlich konnte Werner Fürst den Termin nicht wahrnehmen,
so dass wir Herrn Joksch einluden, zunächst einmal als Vertretung einzuspringen.
Ein weiterer Zufall wollte es dann, dass sich Markus Meier anders orientierte und aus der Gruppe ausschied,
so dass Herr Joksch überzeugt werden konnte, fester Bestandteil der Offenbacher Pianisten zu werden.
Danken möchten wir auch den Gästen, die 2002 das Projekt “Odyssee im
Klangraum“ mitgestalteten: die Musiklehrer Michael Buhr und Angelika Schneider und unser Laudator Klaus Ackermann, der auch an den Tasten eine gute Figur machte,
sorgten für weitere klangliche Facetten.
Viele werden es schon vergessen haben, aber auch „instrumentenfremde“ Gäste
trugen dazu bei, das Programm abwechslungsreich und interessant zu halten: dankbar erinnern wir uns an die Violinistin Maria-Elisabeth Ranft, die 2000 das Bach-Programm bereicherte, und
an den Tenor Dirk Eisermann, der 2003 beim Schubert-Programm mit seinen gesanglichen Darbietungen für weitere feine Akzente sorgte.
Nach dem Weggang von Frau Gesenhus übernahm Ludo Kaiser, mit
dem ich nun schon seit nahezu vierzig Jahren ein freundschaftliches Verhältnis pflege, das Kulturamt, aus dem das jetzige Kulturbüro hervorging.
Bei ihm bedanken wir uns für die jahrelange umfassende Betreuung und das große Verständnis für alle unsere Belange. Vielen Dank,
lieber Ludo. Wie Sie wissen, wird Herr Ludo Kaiser im September diesen Jahres als Leiter des Kulturbüros aufhören. Das bedauern wir sehr.
Wir haben aber schon das Gespräch mit Herrn Dr. Ralph Philipp Ziegler, dem Leiter des Amtes für
Kulturmanagement und Sprecher des Forums Kultur der Stadt Offenbach am Main, gesucht, und wir sind zuversichtlich, dass die Konzertreihe auch unter seiner Zuständigkeit weiterhin gedeihen wird
und dass wir durch ihn vielleicht neue Impulse erhalten werden.
Bedanken wollen wir uns auch bei der Offenbach-Post, die durch ihre stets faire und offene Berichterstattung zum dauerhaften
Erfolg der Konzertreihe beiträgt. In diesem Zusammenhang möchten wir unserem Laudator Klaus Ackermann einen besonderen Dank aussprechen. Er zählt zu den bewundernswerten Kritikern, die
nicht in erster Linie darauf erpicht sind, Kritik mit dem Wort „Verriss“ gleichzusetzen und dies in den Vordergrund ihrer journalistischen Arbeit stellen.
Auch zählt er nicht zu denen,
die einfach das Programm abschreiben, sondern er ist immer darum bemüht, zuvorderst die positiven Leistungen von Künstlern zu besprechen und zu würdigen.
Er weiß ja genau, in welchen Sphären des Klavierspiels wir uns bewegen, denn es gibt ja schon Gründe, warum wir nicht in der
Carnegie Hall oder in der Royal Albert Hall auftreten. Er sieht in der Kritik nicht das Bemerken und Aufzeigen des kleinsten Fehlers, sondern das Vermitteln eines positiven
Gesamtbildes. So haben wir das ja auch heute in seiner Laudatio wieder erleben können. Dafür, lieber Klaus, sagen wir Dir unseren herzlichen Dank.
Dankbar sind wir für alle die
Erfahrungen, die wir im Laufe der Jahre machen konnten, obwohl wir an diesen Aspekt zunächst gar nicht dachten, und die wir in dieser Form niemals erwartet hätten. Unser Miteinander befruchtet
uns und bringt uns oft zu ganz neuen und hilfreichen Erkenntnissen: es entwickeln sich bei unseren Vorbereitungen Diskussionen über Tempo, Dynamik, Betonungen, Fingersätze, Phrasierungen, den
Charakter eines Stückes und die unterschiedlichen Herangehensweisen der einzelnen Akteure bei der Interpretation eines Klavierstückes. Wir entdecken, dass wir beim Musizieren oft auf die
gleichen Probleme stoßen, die sich im Gespräch unter Kollegen viel entspannter lösen lassen.
Dazu zählt auch das, wovon Sie als Publikum so gar nichts mitbekommen: spannend
ist für uns nämlich nicht nur das, was sich auf der Bühne, sondern auch das, was sich hinter der Bühne abspielt. Dort erkennen wir, dass wir alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben:
Nervosität, Unruhe, Aufgeregtheit, Angst, den Notentext zu vergessen, Furcht vor zu vielen störenden Hustern und Niesern im Publikum, Bedenken, ob die eigenen Kinder und Patenkinder
unten im Saal das Konzert durchstehen, und all die vielen anderen denkbaren Möglichkeiten, was so alles daneben gehen könnte.
So unterschiedlich die denkbaren Fallstricke sind, so unterschiedlich sind auch unsere Methoden, damit umgehen: der eine würde
zur Ablenkung am liebsten am laufenden Band Späße erzählen, der andere beschäftigt sich intensiv mit Joga, ein anderer schwört auf ausgiebige Atemübungen, noch ein anderer bevorzugt exzessives
Einspielen, ja, auch Kaffeetrinken in Mengen kann Nervosität besiegen, sauerstoff-förderndes Treppensteigen wurde schon beobachtet, und selbst das intensive Putzen von Schuhen
scheint beruhigend zu wirken...
Eine weitere überaus angenehme Nebenwirkung unserer Konzert-Form genießen wir sehr: die wenigsten von uns haben die Möglichkeit, alleine ein
abendfüllendes Solo-Konzert auf die Beine zu stellen.
Unsere Konstellation macht es aber möglich, aus dieser Beschränktheit eine Tugend werden zu lassen. Teil eines großen
Ganzen zu sein, erleichtert die Einstudierung und Aufführung von Klavierliteratur. Dazu hat es sich gezeigt, dass es für viele Zuhörer besonders interessant ist, mehrere Musiker mit ihren
unterschiedlichen Spielweisen bei einem Konzert an einem Abend erleben zu können.
Unser Dank geht daher nicht zuletzt an unserer Publikum. Es hält uns jetzt bereits viele Jahre die Treue und trägt
damit zum Erfolg dieser Offenbacher Konzertreihe bei. Dafür danken wir ganz herzlich.
Nicht vergessen wollen wir auch alle großen und kleinen Helfer im Umfeld der
Veranstaltungen, besonders aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kulturbüros und der Kulturverwaltung. Sie entwerfen Handzettel, Plakate und Eintrittskarten, sie sorgen
für den Bühnenbau, die richtige Platzierung der Instrumente, die optimale Ausleuchtung der Bühne, die pünktliche Verfügbarkeit des richtigen Klavierhockers, den richtigen Ton, und sie
tragen mit ihrer immer entspannten Arbeitsauffassung zum Gelingen der Konzerte bei. Danke, die Damen und Herren!
Unser Dank geht auch an unsere Familien und Lebenspartner. Ich will es mal so
sagen: das Zuhören beim Üben und das Ertragen der individuellen Launen jedes einzelnen Pianisten – und unserer Pianistin - ist für die Umgebung bestimmt nicht immer einfach.
Und in den letzten Tagen vor dem Konzert lässt man uns - zumindest mich - am besten einfach ganz in Ruhe. So stehen wir heute abend hier oben vor Ihnen - stolz in dem Bewusstsein, dass
es uns gelungen ist, in unserer Stadt eine Form des Konzertes zu etablieren, die Sie sonst nirgendwo anders finden, und glücklich darüber, dass wir für diese Leistung die Auszeichnung mit dem
Kulturpreis der Stadt Offenbach erhalten. Dafür sagen wir allen Beteiligten herzlichen Dank.
Nun lassen Sie mich bitte zum besonders angenehmen Teil meiner Danksagung kommen.
Außerordentlicher Dank gebührt einem Mann, der sich jetzt bereits viele Jahre als Mäzen zeigt. Wir danken Herrn Wolfgang Glaab, einem langjährigen Förderer der Offenbacher Kultur, der
den Preis großzügig um 500.- Euro aufgestockt hat. Ich bitte Sie dafür um einen besonders herzlichen Beifall.
Unser Dank geht – last but not least - an die Mitglieder der
Kulturkommission der Stadt Offenbach am Main für ihre Entscheidung, den Kulturpreis 2014 den Offenbacher Pianisten zukommen zu lassen.
Wir danken auch dafür, dass sie sich entschlossen haben, die offizielle Preissumme großzügig aufzustocken.
Es ist üblich, dass Ausgezeichnete den Auszeichnenden ein äußeres Zeichen ihres Dankes übergeben. Das ist in unserem Falle
gar nicht so einfach, muss es doch zwei Bedingungen erfüllen: 1. eine finanzielle Zuwendung, also quasi eine Teil-Rückgabe des Preisgeldes verbietet sich von
selbst 2. es sollte schon etwas mit Musik zu tun haben.
Ist Ihnen schon aufgefallen, dass es in diesem Hause keinen Gong gibt, um den Anfang einer Veranstaltung oder das Ende der
Pause zu verkünden?
Ich glaube kaum, dass in der Stellenbeschreibung des Leiters des Kulturbüros zu finden ist, dass es sein Aufgabe ist, durch das
Publikum zu laufen und jedem persönlich mitzuteilen, dass es jetzt los- oder weitergehe - was er, wie wir gerade bei den beiden zurückliegenden Konzerten erfahren mussten - oft tun muss...
Um diesem Missstand abzuhelfen, haben wir uns entschlossen, dem Haus einen klangschönen Gong zu spendieren. So
darf ich den Leiter der Kulturkommission, Herrn Oberbürgermeister Horst Schneider, und den Leiter des Kulturbüros, Herrn Ludo Kaiser, bitten, nach oben zu kommen und diesen Gong einzuweihen.
Ihnen allen wünsche ich im Namen der Kulturpreisträger 2014 einen wundervollen Abend. Vielen Dank!
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