Mit acht Händen an zwei Flügeln
Offenbach Die "8 Pianisten" setzen auf Kooperation statt auf "One-Man-Show"
VON ACHIM RITZ
Jeder einzelne der Gruppe hat schon gezeigt, dass er am Flügel brillieren kann und das Publikum für die Interpretation eines Musikstücks begeistern versteht. Die "One-Man-Show", sagt der
Pianist Werner Fürst, beherrschen alle. Doch wenn man bei einem Konzert gemeinsam auf der Bühne steht, sei alles ganz anders. "Der Ansporn, der Druck ist noch größer", sagt der Offenbacher Musiker Peter Josef Kunz-von
Gymnich. Er ist Spiritus Rector und Gründer des Ensembles "Die 8 Pianisten an den 88 Tasten".
Eine Gruppe von Musikern, die Kunz-von Gymnich 1999 anlässlich des 150. Todestages von Chopin zu einem
ersten Konzert zusammenrief und die seitdem schon bei einer ganzen Reihe von Auftritten erfolgreich war. Nun applaudierte das Publikum im Büsingpalais , als es von den sieben Männern und der einen Frau am Piano auf eine
musikalische Reise "Ab in den Süden" mitgenommen wurde. Elena Kotschergina, Jürgen Blume, Werner Fürst, Ronald Fries, Hans-Wolfram Hooge, Olaf Joksch und Frank Spannaus seien alle hochkarätige Pianisten, sagt der
Achte im Bunde, Peter Josef Kunz-von Gymnich, der auch bei den fünf Chören des Offenbacher Vereins Polyhymnia tonangebend ist.
Fruchtbares Miteinander
Wenn das Ensemble wie für
das gestrige Neujahrskonzert Werke wie Le Grand Tango oder Moritz Moszkowskis Spanische Tänze einstudiert, sei es zu zweit oder wie auch schon praktiziert, mit acht Händen an zwei Flügeln, dann entwickeln sich in diesem Prozess
fachliche Diskussionen über Dynamik, Betonungen und andere Eigenschaften der Interpretation eines Klavierstückes.
Dieses Miteinander auf hoher Ebene ist nach Darstellung von Kunz-von Gymnich äußerst fruchtbar. Die
Kollegen entdeckten dabei, dass sie beim Musizieren auf die gleichen Probleme stoßen, ihnen aber als Single-Musikus oftmals der Diskurs fehle.
Und wie gehen die Koryphäen mit Kritik um? Grundsätzlich kämen bewertende
Hinweise im Kollegenkreis auf eine äußerst subtile Weise, die aber nie strittige oder rechthaberische Debatten über die Interpretation von andante oder fortissimo zur Folge hätten.
Harmonien gibt es auf den Notenblättern
und harmonisch treten auch die "8 Pianisten" vor das Publikum, das seit fast zehn Jahren dankbar für die aus der musikalischen Kooperation resultierenden Konzerte ist. Zehn Auftritte gab es schon.
Werner Fürst,
Musiklehrer am Heusenstammer Adolf-Reichwein-Gymnasium, glaubt, dass es für die Zuhörer besonders interessant ist, mehrere Musiker mit ihrem unterschiedlichen Stil bei einem Konzert an einem Abend erleben zu können.
Auf
die Frage, ob die Gruppe für weitere Pianisten offen ist, zucken die Ensemble-Mitglieder die Schultern. Jürgen Blume und Werner Fürst sind der Ansicht, dass die gemeinschaftlichen Konzerte mit den Musikstücken plus der
Moderation fürs Publikum mit rund 90 Minuten Dauer schon lang genug seien und deswegen keine weiteren Künstler spielen sollten.
Kein Verein geplant
Anders als
in Deutschland üblich werde aus dieser mehr als siebenköpfigen Gruppe kein neuer Offenbacher Verein entstehen, sagt Peter Josef Kunz-von Gymnich. Bei den Treffen der Künstler drehe sich nicht jedes Gespräch um die Musik.
"Wir kommen auch zweimal im Jahr zu einem Gläschen Wein zusammen", so Kunz-von Gymnich. Selbstverständlich werde dabei auch das Programm des nächsten Konzertes besprochen. Im Herbst zeigen die acht wieder, was sie
mit den 88 Tasten leisten können.
FRANKFURTER RUNDSCHAU - 14.1.2008
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